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Mordfallakquise

By 30. April 2013Allgemein

Besonders junge Anwälte werden sich am Anfang ihrer Tätigkeit fragen, wie sie an Mandate kommen. Die gute Nachricht ist: Ich habe die Antwort. Die schlechte Nachricht ist: Sie wird den jungen Anwälten nicht wirklich weiterhelfen. Gut, es kommen Mandate über das Internet, es kommen welche aus der Familie (wobei diese meist nicht sooo gut bezahlt sind…). Die deutlich meisten Mandate bekommt man hingegen durch Mundpropaganda. Durch Empfehlungen von Kunden, die mit der Anwaltsleistung zufrieden waren. Zufriedene Kunden sind das wertvollste Instrument zur Gewinnung neuer Kunden, genauso wie unzufriedene Mandanten ein Hemmschuh zur weiteren Kanzleientwicklung sein können.

Relativ selten hat man es im Anwaltsalltag mit Laufkundschaft zu tun. Wir haben unsere Kanzlei am Rande der Fußgängerzone in einer beschaulichen Ruhrgebietsstadt mit rund 70.000 Einwohnern. Ab und zu stolpert auch auf diese Art und Weise mehr oder weniger zufällig ein neuer Mandant in unser Büro und erteilt einen Auftrag. Der spontane Kunde, der mal eben beim Anwalt reinspringt, ist zwar nicht wie etwa im Einzelhandel die Regel, aber auch dieser hat es manchmal in sich.

So wie ein Herr, der eines Tages mit den Worten bei mir im Besprechungszimmer saß: „Ich habe gerade Ihr Schild gesehen, da dachte ich, ich komm‘ mal rein. Mein Sohn hat da ein Problem. Der könnte vielleicht einen Anwalt benötigen.“ Und nach den nächsten paar Sätzen stellte sich heraus, dass es sich in der Tat um versuchten Mord handelte, da der Sohn einige Tage zuvor von einem vermeintlichen Nebenbuhler abgestochen worden war, glücklicherweise jedoch überlebte. Warum also nicht beim Einkaufen auch mal ein halbes Stündchen mit dem Anwalt plaudern und ihn zum Anwalt des Sohnes machen?

Ergo sind es nicht nur die Empfehlungsmandate, die den Kohl fett machen, ab und zu kommt auch mal zufällig jemand durch die Tür. Besonders spektakulär war dieser Laufkundschaftsfall, da er einer der sehr wenigen Fälle war, die sogar zu einer mündlichen Verhandlung vor dem BGH führten. Es war demnach eine weise Entscheidung, im richtigen Moment die Tür aufzumachen. Fast so wie vor ebenfalls vielen Jahren nach einer internen Krisensitzung wegen akuter Personalknappheit, in der ich den leidigen Auftrag bekam, mich mit höchster Priorität um eine neue Aushilfe zu bemühen und rund fünf Minuten nach der Krisensitzung ein Juraabsolvent klingelte, der fragte, ob er bis zu dem Beginn seines Referendariats bei uns aushelfen könne. Konnte er, danach wurde er unser Referendar, heute ist er Staatsanwalt.